Gegenstand des Projektes ist die Rekonstruktion der Lebenswelten, Netzwerke und Beziehungen von osteuropäischen Revolutionären und Sozialdemokraten im Exil während der Zeit von 1890 bis 1917. Seit den 1860er Jahren führte die zunehmende Politisierung breiterer Bevölkerungsschichten zu einer gesteigerten revolutionären Aktivität in Russland und allgemein auch in Osteuropa. Die Regierungen reagierten darauf mit Repressionsmassnahmen wie Verbannungen oder Verhaftungen. Viele der in der revolutionären Bewegung aktiven Personen setzten sich ins Ausland ab, um ihre politische Opposition aus der Ferne fortzusetzen. Die Schweiz, Frankreich und Grossbritannien bildeten dabei die bedeutendsten Zufluchtsorte für Revolutionäre aus Osteuropa (insbesondere Russland und Rumänien). Ziel des Projektes ist es, am Beispiel der Schweiz das Milieu, in dem sich die Akteure im Exil bewegten, zu rekonstruieren. Besonderes Interesse gilt dabei der Frage, über welche Netzwerke und Kommunikationswege sie verfügten. Inwiefern waren diese Netzwerke und Kommunikationswege transnational? Auch ist zu fragen, inwieweit die im Exil verbrachten Lebensjahre die Vorstellungen der Revolutionäre geprägt haben. Als Quellen dienen Korrespondenzen, Polizeiberichte sowie autobiographische Schriften von involvierten Akteuren.