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Geprägt fürs Leben. Das Schweizer Verdingkinderwesen im 20. Jahrhundert: - ein (schweizerischer) Sonderfall?
Third-party funded project
Project title Geprägt fürs Leben. Das Schweizer Verdingkinderwesen im 20. Jahrhundert: - ein (schweizerischer) Sonderfall?
Principal Investigator(s) Haumann, Heiko
Co-Investigator(s) Mäder, Ueli
Project Members Seglias, Loretta
Leuenberger, Marco
Organisation / Research unit Departement Geschichte / Osteuropäische und neuere Geschichte (Haumann),
Departement Gesellschaftswissenschaften / Soziologie (Mäder)
Project start 01.10.2009
Probable end 31.12.2012
Status Completed
Abstract

Bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein wurden in der Schweiz zehntausende schulpflichtiger Kinder als Verdingkinder in Pflegefamilien platziert und in erster Linie als willkommene und billige Arbeitskräfte vornehmlich in der Landwirtschaft eingesetzt.
Ziel dieser Forschungsarbeit ist es, die Umstände von Fremdplatzierungen in den Kantonen Bern, Luzern und Solothurn im 20. Jahrhundert zu untersuchen und zu vergleichen.

Keine bedeutenden politischen Ereignisse stehen im Mittelpunkt dieser Untersuchung, sondern die Frage nach der Lebenswelt ehemaliger Verdingkinder. Diese soll auf der Basis verschiedenartiger Quellen rekonstruiert und in einen gesellschaftlichen Zusammenhang gestellt werden, zu dem auch die gesamteuropäischen Verhältnisse gehören. Die Erinnerungen ehemaliger Verdingkinder, ihre Erfahrungen und ihr Umgang mit dem Erlebten werden mit den Aussagen in Beziehung gesetzt, die sich in behördlichen Akten in mehreren Gemeindearchiven der drei Kantone finden, und kontextualisiert. Eine hohe Bedeutung haben dabei die im Rahmen eines früheren, ebenfalls vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Forschungsprojektes geführten Gespräche mit Betroffenen („Verdingkinder, Schwabengänger, Spazzacamini und andere Formen von Fremdplatzierung und Kinderarbeit in der Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert“, 2005-2007). Die Arbeit im Bereich der Oral History ermöglicht einen Zugang zu persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen, die über amtliches Quellenmaterial nicht erschlossen werden könnten.

Der Untersuchungszeitraum von 1912 bis 1978 ermöglicht die Darstellung eines bedeutenden gesellschaftlichen Wandels, der sich in allen Bereichen des Alltags manifestiert. In den beiden Teilprojekten werden ergänzend hierzu weitere Aspekte des Verdingkinderwesens untersucht. Das eine fragt nach weiteren spezifischen Bedingungen in den Lebenswelten von Verdingkindern, vor allem nach der Wechselwirkung zwischen Individuum und Struktur. Das zweite setzt sich mit der Bedeutung des „Verwahrlosungsbegriffs“ im Zusammenhang mit Fremdplatzierungen auseinander.

Obwohl das Thema der Fremdplatzierung und insbesondere der Verdingkinder seit mehreren Jahren in den Medien behandelt wird, stehen – mangels fehlender Studien - vor allem gravierende Auswüchse im Mittelpunkt der Diskussion. Diese Untersuchung will zur Verwissenschaftlichung der Diskussion beitragen. Die geplante Arbeit kann gleichzeitig wichtige Erkenntnisse zur Sozial- und Familienpolitik jener Zeit zu Tage fördern. Missstände im Bereich der ausserfamiliären Erziehung und Armut als eine ihrer Ursachen können auch heute vorkommen. Das Forschungsprojekt wird einen Beitrag zu Formen der Fremdplatzierung von Kindern leisten, die human, kinderfreundlich und den Werten einer menschenrechtlich orientierten Zivilgesellschaft angemessen sind. Der Blick in die Vergangenheit schafft Voraussetzungen dafür, das heutige Pflegekinderwesen kritisch zu hinterfragen, zeitgemässer zu gestalten sowie Schwachstellen und Fehlentwicklungen zu verhindern.

Keywords Schweizergeschichte, Zeitgeschichte, Verdingkinder, Wirtschaftsgeschichte, Alltag, Oral History, Lebenswelt, Kindheit, Erinnerungen
Financed by Swiss National Science Foundation (SNSF)
Follow-up project of 5435 Verdingkinder in der Schweiz
6090 Verdingkinder im Kanton Bern
   

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25/04/2024