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Von der Präsentation zum Wissen. Athanasius Kircher und die Sichtbarmachung der Welt
Third-party funded project
Project title Von der Präsentation zum Wissen. Athanasius Kircher und die Sichtbarmachung der Welt
Principal Investigator(s) Burkart, Lucas
Project Members Asmussen, Tina
Roessler, Hole
Organisation / Research unit Departement Geschichte / Spätmittelalter und Renaissance (Burkart)
Project Website https://dg.philhist.unibas.ch/de/bereiche/mittelalter/forschung/athanasius-kircher
Project start 01.04.2007
Probable end 31.03.2013
Status Completed
Abstract

Aktualität und Bedeutung wissenschaftlichen Denkens und Forschens spiegelt sich heute in der Selbstbeschreibung moderner Gesellschaften als Wissensgesellschaften und im Wissen als deren bedeutendste Ressource. An diesem Stellenwert von Wissen setzt das vorgelegte Projekt an und versucht, eine Kulturgeschichte des Wissens zu entwerfen, die nach sozialer Relevanz und den Bedingungen wissenschaftlichen Denkens und Forschens in der Frühen Neuzeit fragt. Die Konstellationen von und Interaktionen zwischen Politik, Religion, Kunst und Ökonomie, in denen sich Wissen erst konfiguriert, stehen im Zentrum des Projekts.
Die scientific revolution der Jahrzehnte zwischen etwa 1550 und 1700, gelten als Zeit der Emanzipation der Wissenschaften von der Vorherrschaft der Theologie und damit als Phase, in der sich die Moderne konstituierte. Auch wenn wissenschaftliche Erkenntnisse der Frühen Neuzeit bis heute Gültigkeit bewahrt haben, distanziert sich das vorgelegte Projekt von einer Historiographie, welche die Frühe Neuzeit in falsch verstandener Gegenwartsanbindung als reinen „Vorläufer und Ursprung“ für eine Moderne deutet, die der Menschheit über die Jahrhunderte Fortschritt, Erkenntnis und Wachstum beschert haben soll. Denn die Beziehungen zwischen frühneuzeitlichem Wissen und moderner Wissenschaft verlaufen nicht linear, sondern sind neben Kontinuitäten und Traditionen ebenso von Brüchen und Kontingenzen gekennzeichnet; diese gilt es gleichermassen in den Blick zu nehmen wie jene. Mit der wachsenden Bedeutung des Wissens für das Selbstverständnis moderner Gesellschaften geht zugleich die Notwendigkeit einher, die Genese dieses Wissens historisch zu reflektieren und zu analysieren.
Das Projekt, das im Austausch mit ForscherInnen im In- und Ausland entstehen soll, richtet deswegen den Blick auf eine herausragende Figur der Wissenschaft des 17. Jahrhunderts, die heute kaum mehr bekannt ist: Athanasius Kircher. In der Figur Kirchers wird zum einen die historische Bedeutung des Wissens in seiner Komplexität und seinem Facettenreichtum gleichsam wie in einem Prisma sichtbar; zum anderen ist das Vergessen, dem er unmittelbar nach seinem Tod 1680 anheimfiel, bezeichnend für eine Wissenschaftshistoriographie, welche die Bedeutung historischer Wissensbestände alleine auf ihre Gültigkeit für die modernen Wissenschaft hin bemisst. Im Zentrum der katholischen Restauration und in unmittelbarer Nähe zur Inquisition, richtete Kircher in Rom ein „Theater des Wissens“ ein. Hier versammelte er traditionales Wissen, arbeitete aber zugleich mit modernen Methoden und Instrumenten, formulierte Theorien und unterwarf diese wissenschaftlicher Evaluation; schliesslich fasste er sein Wissen in allumfassende Synthesen, für die er zu Lebzeiten in ganz Europa berühmt war, und publizierte sie in editorischen Grossprojekten.
Anhand der Figur Kirchers, seines Museums, seiner Druckwerken sowie zeitgenössischer Wissensdiskurse nimmt das Projekt Fragen nach der kulturellen Bedeutung des Wissens auf; es gliedert sich in drei Teile. Theatrum Kircherianum (2.3.3.) beschreibt die die Traditionen, Genese und Bedeutung der von Kircher angelegten Sammlung; dabei geht es um die Verbindung von Sammlungstheorie und -ästhetik mit der Anwendung damals moderner wissenschaftlicher Forschung, deren Ziel für Kircher in der Sichtbarmachung eines Weltgeheimnisses bestand, womit er weit über den herkömmlichen Sinn von Sammlungen hinausgriff. Kulturelle Repräsentation (2.3.4.) analysiert das Verhältnis des von Kircher akkumulierten Wissens und dessen kultureller Repräsentation. Eingebunden in ein Netzwerk künstlerischer und wissenschaftlicher Patronage der Päpste, Kardinäle und Nepoten blieb dieses Wissen nicht unsichtbar, sondern verband sich eng mit künstlerischen Gesten und Investitionen, etwa in der von Papst Alexander VII. vollzogenen Erneuerung Roms. Gedrucktes Wissen schliesslich (2.3.5.) untersucht die Bedeutung des Kircher’schen Wissensschatzes im Medium des Drucks. Die Veröffentlichung seines Wissens in gedruckten Büchern bedeutete nicht nur eine Entgrenzung seines Wissenstheaters, sondern gibt zugleich auch den Blick frei auf die ökonomische Bedeutung von Wissen, denn diese äusserst kostspieligen Bücher mussten sich auf einem Markt bewähren: dem Büchermarkt. Es geht mit anderen Worten um eine kulturökonomische Analyse, die das Zusammenspiel von Wirtschaft und Kultur im Medium des Buchdrucks in den Blick nimmt.

Keywords Wissen, Genese von Wissensgesellschaft, Medien, Medialisierung, Kultur, Kulturökonomie, History, Cultural History of Sciences, Knowledge, Early Modern History, Theory of Collection, Culture and Economy, Patronage, Early Modern Rome, History of Communicati
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24/04/2024