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Archäozoologische Ergebnisse aus den Julisch-Claudischen Militärlagern des 1. Jh. n. Chr.
Book Item (Buchkapitel, Lexikonartikel, jur. Kommentierung, Beiträge in Sammelbänden)
 
ID 60977
Author(s) Ginella, Francesca; Hüster Plogmann, Heide; Schibler, Jörg
Author(s) at UniBasel Hüster Plogmann, Heidemarie
Schibler, Jörg
Ginella, Francesca
Year 2009
Title Archäozoologische Ergebnisse aus den Julisch-Claudischen Militärlagern des 1. Jh. n. Chr.
Book title Oedenburg : fouilles françaises, allemandes et suisses à Biesheim et Kunheim, Haut-Rhin, France
Volume 1
Publisher Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums
Place of publication Mainz
Pages 369-394
ISSN/ISBN 0171-1474 ; 978-3-88467-132-0
Series title Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums
Number 79
Keywords Archaozoology, Roman Period, Animal Bones,
Abstract Die Tierreste der archäozoologisch untersuchten Strukturen der Lager zeigen ein relativ gleichförmiges Bild. Unterschiede zwischen dem Ost- und Nordtor in der Artenzusammensetzung der Kleintiere könnten durchaus methodische Ursachen haben. Die untersuchten Strukturen dürften nahezu alle mit fäkalhaltigem Abfall verfüllt oder als Latrinen genutzt worden sein. Darauf weisen besonders die Reste aus der Mikrofauna, wie etwa Knochen mit Verdauungsspuren sowie Fliegenpuppen bzw. Insektenreste allgemein. Die Speisereste insgesamt zeugen von Haustierhaltung und einer breiten Nutzung der Ressourcen des umgebenden Raumes. Dabei überwiegen Anzeiger einer „Subsistenzküche“, die zu einem erheblichen Teil unabhängig von Handelswaren gewesen sein dürfte. So weisen z.B. ausgeglichene Geschlechteranteile von Schafen/Ziegen und Schweinen sowie der Nachweis ganzer Schlachtkörper auf eine weitgehend autonome Wirtschaftsweise. Ähnlich sind die hohen Anteile an Hühnereiern in allen Strukturen zu interpretieren. Sie belegen eine Hühnerhaltung vor Ort und nicht den ausschliesslichen Verzehr von eingehandeltem Geflügelfleisch. Die Ausrichtung auf kleine Wiederkäuer, Schweine und Hühner verweisen auf eine schnell installierierbare Wirtschaftseinheit, die kurzfristig Erträge abwerfen kann. Kleine bzw. junge Fische aus ufernah aufgestellten Reusen unterstreichen diese Strategie. Stellen die Fänge doch eine täglich und einfach nutzbare Proteinquelle dar. Die vergleichsweise wenigen Rinder und Equiden dürften nach Alters- und Geschlechtseinschätzung vor allem für Transporte im weitesten Sinne eingesetzt worden sein. Zumindest das Fleisch der Rinder ist anschliessend verzehrt worden. Darauf weisen typische Zerlegungsspuren an den Schlachtkörpern. Nun gilt Rindfleisch in einer römisch geprägten Esstradition nicht als Delikatesse. In der Regel finden sich weniger Rinderreste im Abfall gesellschaftlich gut gestellter Haushalte. Die von Hand aufgelesenen Tierreste aus den untersuchten Strukturen folgen diesem Trend. Auch der hohe Anteil (knapp 50%) an Schweineknochen spricht durchaus für gehobene, römisch geprägte kulinarische Ansprüche. Abgesehen von diesen Trends lassen frühe militärische Anlagen häufig einen erhöhten Anteil an kleinen Wiederkäuern erkennen. Auch hier reiht sich gut ein Viertel der bestimmbaren Knochen aus den Lagern in ein Phänomen ein, das im ersten nachchristlichen Jahrhundert nördlich der Alpen greifbar wird. Mit der Präsenz von Militär werden weiterhin häufig – wenn auch in geringen Anteilen – Knochen von gejagtem Hochwild nachgewiesen. Die Funde aus Oedenburg folgen dieser Beobachtung. Auf der Basis der Mikroreste lassen sich römische Einflüsse ebenfalls deutlich erkennen: Die kleinen Fische, die durch Arten aus Fliessgewässern und Aale ergänzt werden sowie die nur selten nachweisbaren, in unserem Raum vermutlich von der guten Gesellschaft „geächteten“ Hechte, aber auch importiere Mittelmeermakrelen beachtlicher Grösse zeigen ebenso wie Tauben und Singvögel die Nähe zur einer traditionellen, standesbewussten „römischen Küche“. In gleicher Weise sind die in drei der untersuchten Strukturen geborgenen Austernschalen zu interpretieren Die Landschaft, in der die Lager eingebettet waren, war nach Ausweis der Fischarten von Gewässern unterschiedlicher Art geprägt. Totarme mit nahezu stehendem Gewässer dürften ebenso wie grössere und kleinere schnellfliessende Arme des Rheines in unmittelbarer und mittelbarer Umgebung zu finden gewesen sein. In allen Strukturen fanden sich Reste von Amphibien als weiteren Hinweis auf das vorherrschend feuchte Milieu der Siedlung. Die nachgewiesenen Vögel deuten ebenfalls auf Gewässer, aber auch auf Gärten und Baumgruppen, Waldränder und Wälder. Innerhalb der Gebäude haben auf dem gesamten Areal Hausmäuse als Kommensalen der Menschen ausreichend Nahrung gefunden. Die im Winterhalbjahr zusätzlich eingewanderten Feldmäuse deuten auf tiefgründige Äcker und Wiesen in der nahen Umgebung. Auch diese Nager dürften Vorräte dezimiert haben und damit als ungeliebte Nahrungskonkurrenten verfolgt worden sein.
edoc-URL http://edoc.unibas.ch/dok/A5249548
Full Text on edoc Available
 
   

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02/05/2024