Data Entry: Please note that the research database will be replaced by UNIverse by the end of October 2023. Please enter your data into the system https://universe-intern.unibas.ch. Thanks

Login for users with Unibas email account...

Login for registered users without Unibas email account...

 
Tischgemeinschaften. Orte religiöser Praxis und Identität im Judentum zur Zeit des zweiten Tempels und im frühen Christentum
Third-party funded project
Project title Tischgemeinschaften. Orte religiöser Praxis und Identität im Judentum zur Zeit des zweiten Tempels und im frühen Christentum
Principal Investigator(s) Stegemann, Ekkehard W.
Organisation / Research unit Ehemalige Organisationseinheiten Theologie / Neues Testament (Stegemann)
Project start 01.10.2007
Probable end 31.03.2011
Status Completed
Abstract

In jüngster Zeit drängt sich das Thema der Ernährung, der Esskultur und des Essverhaltens von Bevölkerungsgruppen in die Öffentlichkeit. Produktion und Konsum gesundheitlich oder ökologisch problematischer Nahrungsmittel werfen Fragen auf. Gleichzeitig wächst die Erkenntnis, dass die zentrale Rolle des Tisches in der sog. westlichen Welt als Ort der Gemeinschaft und Reproduktion in vielen Wohnungen schwindet. Während an anderen Orten der Welt Nahrungsmangel herrscht, gibt es hier zwar genug zu essen, aber die Qualität des Essens, resp. die Zusammenstellung der Ernährung hat zunehmend gesundheitspolitische Brisanz. Zudem prägt Vereinzelung weite Teile der Gesellschaft. So wächst die Notwendigkeit, über die identitätsvergewissernde und praxisstiftende, wie auch körperpolitische Funktion gemeinsamen Essens auf verschiedenen Ebenen nachzudenken.

Die Religion hat stets über Speisegebote, Tischgebete, Fasten und Festtage, sowie über Speise- und Mahlsymbolik das Essverhalten geprägt. Die Religion auf den Tisch bringen, heisst aufzuzeigen, welcher Beitrag von religiösen Traditionen zu gemeinsamen Mahlzeiten geleistet wurde/wird. Es heisst aber auch, dass beim Essen ersichtlich wird, was den Essenden „heilig“ ist, welche Essverbote und -regeln die Gemeinschaft konstituieren und welche Praxis motivierende Kraft von der Gemeinschaft am Tisch ausgeht. In der christlichen Religion steht zudem mit dem Abendmahl/der Eucharistiefeier eine Mahlzeit im Brennpunkt identitätsstiftender Praktiken sowie konfessioneller und theologischer Kontroversen. Unter der Voraussetzung, dass sowohl Alltag wie Religion einander wechselseitig beeinflussen, ist die Relevanz der Religion für den alltäglichen Umgang mit Nahrung und die Bedeutung der Esskultur unserer Gesellschaft für religiöse Vollzüge entscheidend.

Gemeinsame Mahlzeiten sind nicht nur Treffpunkte für eine Gemeinschaft, sondern Orte der Identitätsvergewisserung und des Vollzugs gemeinsamer Werte. An ihnen erlebt und vollzieht die Tischgemeinschaft am eigenen Leib, was sie nährt, motiviert und verbindet. Fehlende Tischgemeinschaft ist so aufschlussreich, wie praktizierte. Das Zusammenspiel von Tischregeln, Einladungsmodi, Speiseauswahl und -abfolge, Tischgespräche, rituelle Teile, Vorbereitung und Ablauf der Mahlzeiten stellt eine hochkomplexe kulturelle Leistung dar. Die Symboldichte von Speisen und Mahlzeitformen widerspiegelt deren Bedeutungsvielfalt und muss in Korrelation zu dem jeweiligen Kontext einer Gemeinschaft gesehen werden. Wer mit wem isst, was und zu welcher Zeit etc. sind daher Fragen, die Aufschluss geben über die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Mahlzeit, wie über die Bedeutung des Mahlzeitanlasses als solchen.

Das Projekt zielt darauf, Tischgemeinschaften im Judentum zur Zeit des zweiten Tempels und bis ins frühe Christentum (1. Jh.) zu untersuchen. Dies soll zu einem vertieften Verständnis der sozialen und religiösen Funktion von Mahlzeiten im Hinblick auf die Identität und Praxis der Tischgemeinschaft führen.



Gemeinsame Mahlzeiten gehörten in der Antike zu den wichtigsten gemeinschaftskonstituierenden Ereignissen. Dank kulturanthropologische und kulturwissenschaftlichen Forschungen wissen wir, wie komplex gemeinsame Mahlzeiten sind. Das FP nähert sich dem Gegenstand von dieser kulturwissenschaftlichen Seite her. Wir beginnen nicht mit theologischen oder liturgischen Diskussion über Eucharistie und Herrenmahl, sondern wir fragen nach Hinweisen auf Mahlzeiten in der Literatur des Zweiten Tempels und bis ins frühe Christentum. Untersucht wird insbesondere die Ess-Sprache: Was sagen uns die Texte, wenn sie von Mahlzeiten sprechen, und was intendieren sie damit? Was lassen sie weg bei Schilderungen von Mahlzeiten, weil es für sie selbstverständlich war? Wie verhalten sich die Texte zur materialen Praxis, sind sie deskriptiv oder präskriptiv? Haben wir literarische Kompositionen vor uns oder sachliche Beschreibungen? Für theologisch aufgeladene Texte, mit reicher Auslegungs- und Wirkungsgeschichte stellt sich zudem die Frage: Was wollten die Ess-Schilderungen theologisch aussagen - auf symbolischer, rhetorischer, narrativer Ebene? und von welcher gelebten Praxis erzählen sie?

Keywords Bible, Abendmahl, Gender, identitystrategies, Early Christianity, bread, hunger, meal traditions, Judais Second Temple, meal practice, cultur anthrophology, Judaism, table fellowships, religious practices
Financed by Swiss National Science Foundation (SNSF)
   

MCSS v5.8 PRO. 0.405 sec, queries - 0.000 sec ©Universität Basel  |  Impressum   |    
28/03/2024