Das Projekt intendiert, die Rolle des (kulturell) mehrsprachigen Paulus im Vermittlungsprozess des Glaubens an Jesus als Christus in die pagane Welt und seinen Beitrag zur Identitätsfindung früher christusgläubiger Gemeinschaften zu untersuchen. Es geht darum zu eruieren, wie Paulus Sprache verwendete, und darum, die intendierte Wirkweise auf seine AdressatInnen zu beschreiben. Dies geschieht in der Kombination von klassischen exegetischen und (sozio-)linguistischen Analysen und deren Methoden mit neueren Ansätzen aus den Kulturwissenschaften und Religionsgeschichte. Die Absicht ist es, zu einer Synthese verschiedener Forschungsfelder und deren Ergebnisse zu gelangen. Dabei geht es einerseits um kritische Überprüfung der bisherigen Forschungsergebnisse, andererseits darum, die gewonnenen Erkenntnisse auch in ihren historischen Zusammenhängen zu betrachten und auf ihre theologische Bedeutung zu befragen. Eine „Theologie des Paulus“ als Abstraktum gibt es nicht, aber es gibt sehr wohl theologische Konzepte in konkreten Gemeindesituationen. Durch ihre Bezogenheit auf die Lebenswelt ihrer AdressatInnen prägte paulinische Metaphernsprache die Entwicklung christlicher Theologie entscheidend. Am Themenbereich Sünde und Vergebung/Versöhnung wird grundlegendes Verstehen zentraler Termini bei Paulus untersucht, die für die Kirchen- und Dogmengeschichte zentral geworden sind. Es wird somit der Ursprung einer wichtigen Idee des christlichen Abendlandes näher erforscht.