Aus der Perspektive des Dialogs von Individuen wird die Begegnung unterschiedlicher Erinnerungsgemeinschaften analysiert. Anhand von arabisch-jüdischen Gesprächen und gemeinsam verfassten Memoiren soll gezeigt werden, welche nationalen Narrative die AkteurInnen transportieren und wie sich diese in einem historischen Vergleich verändern. Dabei wird das Wechselspiel zwischen persönlichen Erinnerungen und kollektivem Gedächtnis in den Dialogen geklärt und untersucht, ob durch die gemeinsamen Dialoge jeweils neue Narrationen entstehen, die zu einer Veränderung des eigenen Geschichtsbildes beitragen können. Als Quellen dienen verschriftlichte arabisch-jüdische Dialoge seit den frühen 1970er Jahren. Neben dem Vergleich der personellen Zusammensetzung der GesprächspartnerInnen und der historischen Kontexte, in denen die Publikationen entstanden sind, sollen die in den Texten sichtbar werdenden Narrative herausgearbeitet und mit den jeweiligen Lebenswelten in Bezug gesetzt werden. Eine Befragung der AutorInnen und GesprächspartnerInnen soll Aufschluss darüber geben, wie sie zum jetzigen (und diesmal allen gemeinsamen) historischen Zeitpunkt ihre zurückliegenden Begegnungen beurteilen, wie sich ihre Erinnerungen seither verändert und welchen Stellenwert die Publikationen in ihrer biographischen Geschichte einnehmen.
Durch die historische Aufarbeitung von Dialogen werden Einsichten in die Schwierigkeiten und Chancen des Gesprächs zwischen Israelis und PalästinenserInnen möglich. Diese können aufzeigen, worauf in zukünftigen Dialogen wert zu legen wäre.