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Zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Diagnostik im psychotherapeutischen Alltag
Thesis (Dissertationen, Habilitationen)
 
ID 470178
Author Bruchmüller, Katrin
Author at UniBasel Bruchmüller, Katrin
Year 2010
Title Zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Diagnostik im psychotherapeutischen Alltag
Type of Thesis Dissertation
Start of thesis 01.05.2007
End of thesis 23.09.2010
Name of University Universität Basel
Name of Faculty Fakultät für Psychologie
Supervisor(s) / Fachvertreter/in Schneider, Silvia
Abstract

Psychische Erkrankungen haben in unserer Gesellschaft eine hohe Prävalenz. Inzwischen existieren zahlreiche wirksame Interventionen um diese Erkrankungen effektiv zu behandeln (Chambless & Ollendick, 2001; Grawe, Donati & Bernauer, 1994). Da diese Interventionen meist störungsspezifisch sind, ist eine reliable Diagnostik nach DSM-IV bzw. ICD-10 und mithilfe strukturierter Interviews Voraussetzung, um von diesen Interventionen profitieren zu können.

In der klinischen Praxis scheinen die Diagnosen jedoch häufig nicht mit dem DSM-IV bzw. ICD-10 überein zu stimmen (Bruchmüller & Meyer, 2009; Morey & Ochoa, 1989; Shear et al., 2001) und strukturierte Interviews scheinen nur sehr selten angewendet zu werden (Pinninti et al., 2003; Shear et al., 2000). Eine mögliche Erklärung hierfür wäre, dass das von DSM-IV und ICD-10 geforderte Vorgehen kontraintuitiv zur menschlichen Urteilsbildung ist und dass daher auch in der Diagnosesituation, wie im alltäglichen Urteilen, Heuristiken zum tragen kommen.

Die ersten beiden Studien im Rahmen dieser Arbeit befassen sich daher mit zwei Störungsbildern bei denen häufig Schwierigkeiten in der Diagnostik auftreten. So gibt es bei der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHD) Hinweise auf eine mögliche Überdiagnose, und zudem erhalten Jungen deutlich häufiger eine Behandlung als Mädchen mit dieser Erkrankung. Im Gegensatz dazu wird die bipolare Störung häufig als unipolare Depression fehldiagnostiziert und somit unterdiagnostiziert. Die Hypothese der ersten beiden vorliegenden Studien war, dass diese Schwierigkeiten möglicherweise dadurch zustande kommen, dass bei der Diagnostik nicht klar nach DSM-IV bzw. ICD-10 vorgegangen wird, sondern Faustregeln wie die Repräsentativitätsheuristik angewendet werden. Dies konnte in beiden Studien bestätigt werden. Zudem konnte gezeigt werden, dass eine Fehldiagnose auch mit einem deutlich weniger passenden Interventionsvorschlag einherging.

In der dritten Studie der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, wie häufig Psychotherapeuten in der Schweiz bei der Diagnostik strukturierte Interviews verwenden und was ihre detaillierten Gründe gegen die Verwendung dieser Instrumente sind. Zudem wurde die Hypothese überprüft, dass Therapeuten die Zufriedenheit von Patienten mit einem strukturierten Interview unterschätzen. Daher wurden die Therapeuten gebeten, die Patientenzufriedenheit mit einem strukturierten Interview einzuschätzen. Diese Therapeutenschätzungen wurden mit den Ergebnissen einer Patientenbefragung zu strukturierten Interviews (Suppiger et al., 2009) verglichen. Es zeigte sich, dass Therapeuten die Patientenakzeptanz deutlich negativer einschätzten, als Patienten nach einem strukturierten Interview diese selbst angaben.

Die Ergebnisse legen nahe, dass unter Therapeuten eine Aufklärung über Häufigkeit und Folgen von Fehldiagnosen, sowie eine fundierte Ausbildung in der Anwendung strukturierter Interviews und eine Aufklärung über deren Akzeptanz unter Patienten notwendig sind, um die Diagnosequalität in der klinischen Praxis zu sichern. Nur so kann von den vorhandenen Möglichkeiten effektiver therapeutischer Interventionen auch profitiert werden.

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02/05/2024