Die Hauptfragestellung des Projektes besteht darin, ob und in welchen Grenzen die stetig erweiternden Publizitätspflichten im schweizerischen Börsengesellschaftsrecht erforderliche und sinnvolle Regulierungsinstrumente darstellen. Besonders drängt sich diese Frage bei der Vergütungsregulierung, den Geschlechterquoten sowie bei den themenspezifischen Berichterstattungspflichten in den Bereichen Umwelt, Sozialbelange, Arbeitnehmerbelange, Menschenrechte und Bekämpfung der Korruption auf.

In diesem Zusammenhang wird untersucht, weswegen überhaupt Publizitätspflichten existieren und die Informationskundgabe im Bereich des Publikumsgesellschaftsrechts nicht der privaten Rechtsgestaltung überlassen werden kann. Gegenstand der Untersuchung bildet auch, ob die mit den Publizitätspflichten angestrebten regulatorischen Zielsetzungen durch das öffentliche Bekanntmachen von Informationen überhaupt erreicht werden können oder ob hierfür nicht andere Regulierungsinstrumente zweckmässiger oder gar erforderlich wären.

Die skizzierten Fragen lassen sich mit der juristischen Dogmatik nicht beantworten. Das Projekt greift deswegen unter anderem auf Erkenntnisse aus der ökonomischen Forschung zurück. Ein zentraler Teil der Habilitationsarbeit besteht daher auch in der Beantwortung der methodischen Frage, wie solche Erkenntnisse für die Rechtswissenschaft als primär normative Wissenschaft nutzbar gemacht werden können.

Das Projekt behandelt somit einerseits theoretische Grundsatzfragen, die insbesondere bei künftigen Rechtsetzungsprojekten im Bereich des Börsengesellschaftsrechts von praktischer Relevanz sein dürften. Andererseits schafft sie methodische Grundlagen zur Berücksichtigung ausserrechtswissenschaftlicher Erkenntnisse im Rahmen der Rechtsetzung und Rechtsanwendung.