Abstract |
Das SNF-Projekt Muse – Musse – Musseraum II (1.2.2022–31.1.2023) baut auf das SNF-Projekt Muse – Musse – Musseraum (1.1.2018–31.12.2021) auf. Es setzt die Untersuchungen zu drei historisch sowie literarisch bedeutsamen lateinischen Autoren fort und stellt sich der Frage, wie ein ‚Bruch’ in ihrem literarischen Werk poetisch ausagiert wird.
Mit Ausonius, Sidonius Apollinaris und Enea Silvio Piccolomini geht es um Autoren, die aus politischen respektive religiösen Motiven einen ‚Bruch’ in ihrer Autofiktion signalisieren und ihr literarisches Werk entsprechend (re-)formulieren. Das Werk der genannten Autoren, hier als poetischer Musseraum definiert, wird darauf hin betrachtet, wie und wieweit ein shaping ihres Œuvres gegeben und ihm eine Werkarchitektur eingeschrieben ist, die von einer Poetik des ,Bruchs’ bestimmt wird. Fokussiert wird dabei vor allem auf die Paratexte.
Für das Forschungsprojekt ist die Wahl der besagten Autoren wesentlich. Alle drei sind Christen, wobei ihr Christsein aufgrund ihrer Lebenszeit, ihrer Lebensumstände, ihres kulturellen Kontexts und ihrer öffentlichen Positionen je anders aussagerelevant ist. Muse – Musse – Musseraum II führt nun, mit Modifikationen und Ergänzungen zu Muse – Musse – Musseraum, Textanalysen zu Autoren fort, die in wichtigen politischen Funktionen tätig waren und sich zugleich der Literatur widmeten. Das Projekt umgreift mit ihnen eine Zeitspanne, die vom ausgehenden 4. bis ins 15. Jahrhundert reicht. Die Entscheidung für diese drei exemplarischen Autoren ermöglicht nuancierte Einsichten in deren Schreibstrategien, welche revisionistische Praktiken erkennen lassen, wie sie z.B. von Cicero, von Ovid, später von Augustinus oder auch Petrarca bekannt sind.
Die Grundannahmen des vorgängigen SNF-Projekts Muse–Musse–Musseraum haben sich als produktiv erwiesen. Im aktuellen Fortsetzungsprojekt Muse–Musse-Musseraum II werden fortan Aspekte literatursoziologischer Natur (bes. zu Enea Silvio Piccolomini) noch weiter herausgearbeitet. Ein gewichtiges, die Fragestellung weitgehend steuerendes Analysekriterium wird generell forciert: die Deminution, sprich’ die Selbstverkleinerung des Dichters.
Musse–Musse–Musseraum II versteht sich in Erweiterung von Muse–Musse–Musseraum als innovativer Beitrag zu einer kulturwissenschaftlichen Literaturwissenschaft. Die Studie ist epochenübergreifend konzipiert und bietet wichtige Anknüpfungspunkte für wissenschaftlich fruchtbare Dialoge, die über die Erforschung der lateinischen Literatur der Spätantike und Renaissance hinaus innovative Erkenntnisse ermöglichen und zum interdisziplinären Austausch insbesondere mit den Literatur-, Kultur- und Geschichtswissenschaften einladen. |