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Ideologie und der Geist des digitalen Kapitalismus
Editor(s)
Matiaske, Wenzel; Nienhüser, Werner
Book title
Ökonomie und Gesellschaft: Jahrbuch
Publisher
Metropolis
Place of publication
Marburg
Pages
235-266
ISSN/ISBN
978-3-7316-1443-2
Series title
Ökonomie und Ideologie Jahrbuch
Number
32
Keywords
Digital Capitalism, Spirit of Capitalism, Ideology
Abstract
Der Beitrag rekonstruiert den Begriff des kapitalistischen Geistes und lotet im Rahmen einer empirischen Fallstudie dessen Verhältnis zum Ideologiebegriff aus. In einem ersten Schritt wird in ideengeschichtlicher Auseinandersetzung mit Werner Sombart, Max Weber sowie Luc Boltanski und Eve Chiapello ein Begriff des kapitalistischen Geistes gewonnen, der sich als das soziohistorisch variierende Gesamt der normativen Wissensbestände definieren lässt, die das Handeln kapitalistischer Akteure rechtfertigen. Diese Konzeptualisierung wird anschließend unter Rückgriff auf die Èconomie des Conventions theoretisch weiterentwickelt und zur Analyseheuristik einer Inhaltsanalyse herangezogen. Das Sample besteht aus Sprechakten von und über digitale Eliten, in denen zum Ausdruck kommt, wie diese ihr unternehmerisches Handeln motivieren und legitimieren. unsere Befunde erlauben zunächst einem illustrativen überblick über die Verschiebungen zwischen dem von Boltanski und Chiapello identifizierten ,,neuen" und dem hier untersuchten digital-kapitalistischen Geist. Im Zentrum dieses digitalkapitalistischen Geistes und damit auch unseres Beitrags steht jedoch eine neue und eigenständige Rechtfertigungsordnung, die wir als Polis der Solution bezeichnen. Diese wird einerseits hinsichtlich ihrer Genese aus der jüngeren (Sozial-) Kritik am Kapitalismus normativ rekonstruiert. Andererseits wird sie hinsichtlich ihrer struktur als Rechtfertigungsordnung analysiert, in der sich Wertigkeit über das technologisch-unternehmerische (und nicht etwa politische) Lösen von Menschheitsproblemen definiert und die im ,,welt-verbessererunternehmer" ihren idealen Vertreter findet' Wir diskutieren unsere theoretischen positionen und empirischen Befunde im Lichte der Ideologietheorie, wobei wir die produktive Roile normativer Rechtfertigungen bei der kognitiven und normativen Koordination und Kritik kapitalistischer Handlungen betonen. Ideologie und der Geist des digitalen Kapitalismus.