Die Rekonstruktion und Analyse der Funktion prähistorischer Stein- und Beinwerkzeuge ist nach wie vor eine grosse Herausforderung in der Archäologie. Die mikroskopische Gebrauchsspurenanalyse kann wertvolle Hinweise zur Nutzung der Artefakte geben und gewinnt deshalb als wissenschaftliche Methode in der Archäologie zunehmend an Bedeutung. Die Bestimmung und Rekonstruktion der Funktionen eines Werkzeuges kann helfen, Fragen zur Subsistenzstrategie, Nutzung und zu den Aktivitätsbereichen innerhalb einer archäologischen Fundstelle zu beantworten. In der Schweiz wurde diese Methode jedoch bisher erst an wenigen Inventaren durchgeführt und es liegen kaum Vergleichsstudien vor. Bei der Gebrauchsspurenanalyse werden mit Hilfe eines Mikroskops die Kanten und Oberflächen eines Artefakts unter niedrigen und hohen Vergrösserungen genau untersucht. Dabei können charakteristische Muster, Abnutzungserscheinungen, Beschädigungen und Materialrückstände identifiziert werden, welche durch den Gebrauch des Werkzeugs beispielsweise zum Schneiden, Schaben oder Stechen entstanden sind. Darüber hinaus können mithilfe der experimentellen Archäologie Hypothesen zur Werkzeugfunktion überprüft werden, indem die verschiedenen Aktivitäten mit eigens hergestellten Geräten nachgestellt werden.

Aus dem Fundmaterial des Abri Unterkobel wurden an ausgewählten Stein- und Knochenwerkzeugen Gebrauchsspurenanalysen durchgeführt. Diese stammen aus den mesolithischen, neolithischen und Bronzezeitlichen Fundeinheiten. Außerdem wurden einzelne Artefakte aus dem Abri West in Rüthi in die Studie miteinbezogen.