Mit der Gesamtausgabe der Werke Karl Barths (1886–1968) wird das Ziel verfolgt, die teils noch nicht, teils entlegen oder verstreut veröffentlichten Texte dieses wohl bedeutendsten protestantischen Theologen des 20. Jahrhunderts in einer heutigen wissenschaftlichen Standards genügenden, kritisch kommentierten Ausgabe zugänglich zu machen.

Das international begangene „Karl Barth-Jahr 2019“ hat einmal mehr das ungebrochene, ja immer wieder neu an Intensität und Vielfalt gewinnende internationale wissenschaftliche wie auch gesellschaftliche Interesse an Barth und seinem theologischen Lebenswerk veranschaulicht. Dabei reicht das wissenschaftliche Interesse weit über Theologie und Kirchen hinaus; es erstreckt sich auch auf Geschichts- und Kulturwissenschaft (der Schweiz und Europas), Philosophie, Ethik etc.

Unerlässliche Grundlage der internationalen Barth-Forschung ist die kritisch kommentierte Edition der Texte Barths in der Karl Barth-Gesamtausgabe. Diese wird in Zusammenarbeit mit dem Projektleiter und dem Karl Barth-Zentrum für reformierte Theologie der Universität Basel vom Karl Barth-Archiv im Auftrag der Karl Barth-Stiftung betreut und verantwortet und wurde – mit einer Unterbrechung – seit 1972 vom Schweizerischen Nationalfonds mitgetragen.

Die intensive weltweite Barth-Forschung fusst zu einem guten Teil auf den Bänden der Gesamtausgabe. In der Regel ermöglicht jeder neue Band neue wissenschaftliche Forschung; darunter sind oft auch Monographien wie Dissertationen, die sich schwerpunktmässig auf ihn stützen. Dies gilt besonders für Bände, die zuvor unveröffentlichtes Material enthalten, aber auch für solche, die bereits publizierte Texte neu nach den heutigen Standards einer wissenschaftlichen Edition präsentieren. Vom Ausweisen erhaltener (oft handschriftlicher) Vorarbeiten Barths über die erläuternden Fussnoten (die internationalen oder auch jüngeren deutschsprachigen Rezipienten viele Zusammenhänge oder Anspielungen oft erst erschliessen) bis hin zu den historischen Einleitungen bietet die Gesamtausgabe vieles, wodurch ein Verstehen der Texte bzw. eine vertiefte und breite Forschung erst ermöglicht, zumindest aber erleichtert wird.

Zu erwarten ist, dass diese in ihre Breite, Differenziertheit und Kontinuität ihresgleichen suchende Rezeption und Wirkungskraft eines theologischen Werks der Moderne künftig durch die nun begonnene Umsetzung des Konzepts einer digitalen Edition noch beträchtlich gesteigert wird. Dies dürfte insbesondere auch für die aussertheologische und für die nicht (fach-)wissenschaftliche Rezeption Barths gelten, zumal für Nutzerkreise, die weniger leicht Zugang zu Universitätsbibliotheken haben.