Ob Zoom, Outlook, Switch, Dropbox, WhatsApp oder Miro – digitale Medien- und Kommunikationstechnologien sind anwendungsbasierte Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung. Die Applikationen entstehen aus der interdisziplinären Zusammenarbeit von Forschenden aus den unterschiedlichsten Disziplinen: von der Verhaltensökonomie über die Neuropsychologie bis hin zur Computerlinguistik. Seit der Corona-Pandemie dominiert der Einsatz solcher digitalen Technologien den Arbeitsalltag nochmals verstärkt. Hierüber koordinieren, kommunizieren und organisieren unzählige Menschen ihre Zeit im Homeoffice. Auf diese Weise entstehen digitalisierte Arbeitsrhythmen, deren Verständnis sich dieses kulturanthropologische Forschungsprojekt zum Ziel gesetzt hat.
Folgende Forschungsleitfragen sollen beantwortet werden:
- Wie fühlt sich der Umgang mit Zeit im digitalisierten Homeoffice an?
- Über die Nutzung welcher Medien- und Kommunikationstechnologien wird die „Worktime“ im Homeoffice getaktet und wie vollzieht sich dieser Prozess im Alltag?
- Wird Zeit aktiv gemanagt, und wenn ja: wie?
- Auf welche Weise und mit welchen Konsequenzen schreibt sie sich z. B. in den Körper ein?
- Welches Gesundheitswissen existiert, wie wird mit diesem Wissen umgegangen, mit welchen Folgen und welche Technologien kommen hierbei u. U. zum Einsatz?
- Welche Vorstellungen von Produktivität dominieren und wie entfalten sich solche Vorstellungen in der Praxis? Scheitern sie gar, und wenn ja, warum?
- Wann und warum wird Zeit im Homeoffice z. B. als „in/effizient“ oder „un/stressig“ erlebt und was bedeutet das im Hinblick auf den Arbeitsalltag?
- Inwiefern sind die beobachteten digitalisierten Arbeitsrhythmen klassenspezifisch, ethnisiert oder vergeschlechtlicht?
Um einen breiten Ausschnitt gegenwärtiger digitalisierter Arbeitsrhythmen zu beleuchten, soll im Rahmen von fünf sogenannten „Alltagslaboren“[1] empirisch geforscht werden:
Labor 1: Hochschullehrende und Weiterbildungsabteilungen
Labor 2: Immobilienmakler:innen und Geschäftsführer:innen
Labor 3: Angestellte in einem mittelständischen Unternehmen
Labor 4: Freelancer:innen aus der „Platform Economy“
Labor 5: Stresstrainer:innen und Stresspatient:innen
Neben Publikationen in Fachzeitschriften und Buchveröffentlichungen ist eine übergreifende Applizierung dieser Forschung geplant, die den Prozess und die Ergebnisse aller Laboruntersuchungen in einem Best-Practise-Guide festhält.
[1] Zum Forschungsrahmen „Alltagslabor“ sowie zum Sample und den Methoden vgl. das zum Download beigefügte PDF. |