Sowohl im Gesellschaftsrecht als auch im Kapitalmarktrecht besteht seit längerem ein unverkennbarer Trend zur Transparenz. Letztere stellt sowohl für die Funktionsfähigkeit der gesellschaftsinternen Kontroll- und Steuerungsprozesse als auch hinsichtlich der externen Kontrolle- und Steuerung durch die Marktkräfte eine Grundvoraussetzung dar. Die Marktteilnehmerinnen und Marktteilnehmer sollen auf der Grundlage einer richtigen, vollständigen und rechtzeitigen Informationsbasis ihre Entscheide treffen können, und Transparenz soll die mit den systemimmanenten Informationsasymmetrien verbundenen Gefahren verringern und Missbrauchspotentiale abbauen. Transparenz bezweckt den Anleger-, Gläubiger- und allgemeinen Vertrauensschutz sowie die Sicherstellung der Funktionsfähigkeit interner und externer Governance-Mechanismen und dient im Ergebnis der Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit der Märkte sowie der Optimierung der Allokations-, Transformations-, Aggregations- und Preisbildungsfunktion.

Die mit den Transparenzvorschriften verfolgten Ziele stehen allerdings unverkennbar in einem gewissen Spannungs- und Widerspruchsverhältnis zu legitimen und teilweise verfassungsrechtlich oder gesetzlich geschützten Geheimhaltungsinteressen.

Das Habilitationsprojekt bezweckt, die erwähnten Ziel- und Regelungskonflikte sowie die damit verbundenen Interessen- und Güterabwägungen aufzugreifen. Es soll untersucht werden, in welchen Bereichen aus welchen rechtlichen und anderen, insbesondere auch ökonomischen Gründen die Geheimhaltungsrechte oder die Transparenzpflichten vorrangig sind. Mit dieser Bestandsaufnahme soll zugleich die (Wertungs-)Konsistenz des geltenden Systems untersucht sowie die Ausgangslage für das induktive Herleiten von Grundsätzen und Regeln geschaffen werden.