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Rechtfertigungsordnungen der schulischen Selektion : wie Schulen die Negativselektion von Migrantenkindern am Übergang in die Sekundarstufe legitimieren
Book Item (Buchkapitel, Lexikonartikel, jur. Kommentierung, Beiträge in Sammelbänden)
Rechtfertigungsordnungen der schulischen Selektion : wie Schulen die Negativselektion von Migrantenkindern am Übergang in die Sekundarstufe legitimieren
Öffentliche Erziehung revisited : Erziehung, Politik und Gesellschaft im Diskurs
Publisher
VS Verlag
Place of publication
Wiesbaden
Pages
S. 225-245
ISSN/ISBN
978-3-531-17061-9
Abstract
Ethnische Bildungsdisparitäten am Übergang von der Grundschule in die Sekundarstufe I sind empirisch gut belegt, bezüglich einer angemessenen Konzeptionalisierung ihrer Ursachen besteht jedoch wenig Konsens. Mit Bezugnahme auf das Konzept der Institutionellen Diskriminierung (Gomolla & Radtke 2002) sowie in Anlehnung an die Moralsoziologie von Boltanski und Thévenot (2007) schlägt der vorliegende Beitrag ein pragmatisches Organisationsmodell der schulischen Selektion vor, um die negativen Grundschulempfehlungen von Migrantenkindern zu interpretieren. Im Zentrum des Modells stehen schulische Koordinationserfordernisse und Rechtfertigungsordnungen, welche die Negativselektion bedingen und gleichzeitig zu legitimieren vermögen. Eine Heuristik von mindestens vier ‚Schulwelten’ ermöglicht es, neben den organisationalen und kulturellen auch anderweitige Dimensionen der schulischen Selektion zu erfassen: die ‚Schulwelt des Allgemeininteressens und der Chancengleichheit’‚ die ‚gemeinschaftsförmige Schulwelt’, die ‚effiziente Schulwelt’, sowie die ‚marktförmige Schulwelt’. Die Bedeutung dieser ‚Welten’ für die schulische Selektion und die Negativselektion von Migrantenkindern im Besonderen wird an den Befunden von Streckeisen, Hänzi und Hungerbühler (2007) sowie von Gomolla und Radtke (2002) empirisch illustriert. Es zeigt sich, dass die vorgeschlagene Heuristik der multiplen Schulwelten über ein zweidimensionales Verständnis von Schule als Organisation und Milieu (Nohl 2007) hinaus geht, weil sie bei der Analyse schulischen Verhaltens neben den effizienten und gemeinschaftsförmigen Koordinationsprinzipien auch alternative Selektionsnormen zulässt, wie jene des Marktes oder der Chancengleichheit.