Abstract |
Durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten verliessen ca. 50‘000 deutsche Juden ihre Heimat, um sich in britischen Mandatsgebiet Palästina niederzulassen, darunter ein Kreis deutsch-jüdischer Intellektueller und Autoren. Dieses Netzwerk von Männern und Frauen, das sich um Salman Schocken formierte, war verantwortlich dafür, dass das Erbe der deutsch-jüdischen Kultur im Exil weiterbestand.
Das Erkenntnisinteresse des Projektes liegt darin, die Ausrichtung, Funktion, Beweglichkeit und Neuformierung der deutsch-jüdischen Kultur in Jerusalem nach 1933 darzulegen. Es geht darum zu fragen, wie sich der Kulturraum des deutschen Judentums nach 1933 jenseits nationalstaatlicher Grenzen konstituierte und veränderte, wie sich im Zuge der fünften Alijah (der Immigration deutschsprachiger Juden nach Palästina ab 1933) ein (säkularer) deutsch-jüdischer Kulturraum in Palästina bildete, entwickelte und wie er sich ausdrückte. Im Zentrum steht dabei das Netzwerk (zu Beginn in Deutschland, ab 1933 in Jerusalem) um Salman Schocken (1877– 1959), Pionier des modernen Warenhauses, Leitfigur des deutschen Kulturzionismus, Verleger, Bibliophiler, Philanthrop sowie Förderer und administrativer Leiter der Hebräischen Universität Jerusalem.
Drei Hauptfragen stehen im Zentrum des hier vorgelegten Projektes: Erstens die Migration der deutsch-jüdischen Intellektuellen und der deutsch-jüdischen Kultur ins vorstaatliche Palästina, zweitens die Entwicklung einer nun dezidiert israelischen Kultur aus der deutsch-jüdischen heraus und drittens die Funktion des Netzwerkes um Schocken in diesen dynamischen Entwicklungen. |