Dass Wissenschaft Wissenschaftsmanagement benötigt, ist trotz der Einrichtung immer neuer Geschäftsführungs- oder Koordinatorenpositionen im Zuge der Autonomisierung der Hochschulen (noch) nicht selbstverständlich und wurde bislang nur vereinzelt untersucht. Gleiches gilt für die Frage, was diese Positionen speziell als Wissenschaftsmanagement (im Unterschied zu managerialen Positionen in anderen Einsatzfeldern) ausweist.
Dieser Doppelfrage widmet sich das Projekt und zielt damit auf die Mikroebene der ‚Neuen Governance der Wissenschaft’. Es untersucht aus der Perspektive soziologischer Wissenschaftsforschung, in welcher Weise die neuen Anforderungen an die Wissenschaft nach gesellschaftlicher Relevanz und Rechenschaftslegung (Makroebene) und an die Hochschule, dies organisational umzusetzen (Mesoebene), auf der Mikroebene der Akteure durch neu geschaffene Positionen oder neu beschriebene Funktionen ko-produziert werden.
Diese Akteure, so die leitende These, sind einerseits Indikatoren dafür, wie sich die moderne Hochschule zu einem ‚organisationalen Akteur’ wandelt. Andererseits sind sie Indikatoren für die Brüche und Probleme, die sich durch die Transformation der Hochschulen zu einer (auch) unternehmerischen Organisation ergeben. Darüber hinaus vermuten wir: Wie die Governance der Hochschulen in der Kopplung von Kollegial- und Managementmodell je lokal und praktisch funktioniert, ist weniger als eine planmäßige Umsetzung politischer Programmatiken, Empfehlungen und Leitbilder zu begreifen, sondern emergiert aus dem Zusammenwirken der neuen Akteure und Funktionen, Programmatiken und Organisationsroutinen.
Mangels empirischer Vorarbeiten zur Mikroebene ist das Projekt als Pilotstudie konzipiert. Durch ein exploratives und multimethodisches Design aus Experteninterviews, Werkstattverfahren und Dokumentenanalysen werden an ausgewählten Schweizer Universitäten Daten erhoben, um (1) ein typenbildendes Ordnungsraster wissenschaftsmanagerialer Positionen zu erstellen, um (2) eine diagnostische Einordnung des Phänomens in Transformationen von Wissenschafts- und Hochschulgovernance zu ermöglichen, und um (3) Empfehlungen für die aktive Professionalisierung dieser Akteursgruppe zu erarbeiten.
Als Ergebnis werden Typisierungen und belastbare Hypothesen erwartet, die eine systematische und ländervergleichende Volluntersuchung ermöglichen. Das entsprechende Forschernetzwerk wird während der Pilotstudie ausgebaut. |