"Umstrittenes Europa" ist ein Kooperationsprojekt der Universität Innsbruck (AT), der Ludwig-Maximilians-Universität München (DE) und der Universität Basel (CH). Es wird von Prof. Dr. Patrick Kupper, Prof. Dr. Helmuth Trischler und Prof. Dr. Martin Lengwiler betreut.
Das Projekt untersucht die komplexen europapolitischen Aushandlungsprozesse – die sich häufig in einem konflikthaften Feld mit unterschiedlichen Akteuren auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene abspielen – anhand der Auseinandersetzungen um die europäische Alpentransitpolitik mit einem komparativen Fokus auf Österreich und die Schweiz zwischen den 1970er und den 2000er Jahren.
Gestützt auf einen netzwerkanalytischen Zugang analysiert das Projekt das Spannungsfeld zwischen den politischen Akteuren auf der einen und den zivilgesellschaftlichen Vertretern der deutschsprachigen Alpenschutzbewegung auf der anderen Seite. Im Vordergrund steht die Frage, in welchem Ausmaß die Umweltbewegung die europapolitischen Entscheidungen auf nationaler und supranationaler Ebene beeinflusst hat. Die Fallbeispielen Österreichs und der Schweiz ermöglichen einen Vergleich zwischen den europapolitischen Netzwerken eines Nichtmitglieds der Europäischen Union (Schweiz) und eines Staates, der im Untersuchungszeitraum der Europäischen Union beitrat (Österreich). Das Vorhaben wird von den Universitäten Innsbruck, der Universität Basel und der Ludwig-Maximilians-Universität München im Verbund durchgeführt und gliedert sich in drei Subprojekte. Subprojekt A (LMU München) analysiert, wie die Konflikte zwischen Transportpolitik und Alpenschutz auf Europäischer Ebene gehandhabt wurden, wobei besonders die Europäischen Union und der Europarat im Fokus stehen. Die Subprojekte B und C legen den Fokus auf die regionalen und nationalen Behörden sowie auf die regionalen und transnationalen Netzwerke der Alpenschutzbewegung. Geografisch befasst sich Subprojekt B (Innsbruck) mit den Auseinandersetzungen um den Alpentransit am Brenner vor dem Hintergrund des österreichischen EU-Beitritts 1995. Subprojekt C (Basel) untersucht die Debatten um den Alpentransit am Gotthard, insbesondere im Kontext der sogenannten „Alpeninitiative“, die 1994, nach Ablehnung des EWR-Beitritts, einen restriktiven verkehrspolitischen Rahmen setzte und das Schweiz-EU-Verhältnis nachhaltig prägte. Die Kohärenz des Projekts basiert auf der Netzwerkanalyse als gemeinsame Methode.
Die drei Fallstudien bieten die Möglichkeit, eine transnationale Geschichte der Umweltbewegungen zu schreiben und eröffnen neue Perspektiven auf die Europäisierung. In theoretischer Hinsicht leistet das Projekt einen Beitrag zu einem nicht-teleologischen, ergebnisoffenen Verständnis der Europäischen Integration. |