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Das thematische Heft Mit allen Sinnen / Par tous les sens leistet einen Beitrag zu einem der momentan dynamischsten Felder einer historisch-anthropologisch ausgerichteten Geschichtswissenschaft: der Sinnesgeschichte. Im Anschluss an den visual/iconic/pictorial turn wird nach Möglichkeiten der Historisierung von Gehör, Geruchs-, Geschmacks- und Tastsinn gefragt, ohne die Visualität darüber zu vernachlässigen. Zugleich setzt sich die Sinnesgeschichte kritisch mit älteren Fragen der Historischen Anthropologie, Wahrnehmungs- und Mentalitätsgeschichte auseinander. Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei weniger ideengeschichtliche oder wahrnehmungstheoretische Untersuchungen einer sich wandelnden Hierarchie der Sinne, wie sie beispielsweise die ältere Kulturgeschichte und Kunstgeschichte ausgehend vom Sehsinn exemplarisch vorgeführt hat, als historisch spezifische sensorische Praktiken, durch welche sich historische Akteure ihre Welt «mit allen Sinnen» aneigneten. Dies bedeutet aber auch, dass Sinnesgeschichte die einzelnen Sinne nicht isoliert behandelt, sondern im Sinne einer intersensoriality die Beziehungen verschiedener sensorischer Praktiken zueinander in den Blick nimmt. In einzelnen Fallstudien von der Antike bis zur Neuzeit werden historische Pragmatiken der Sinne exemplarisch analysiert. Dabei geht es zum Beispiel um Sinnlichkeit im Amphitheater, um den Geschmack mittelalterlicher Gerichte, um eine intersensorische Wahrnehmung von Schaufenstern im 19. Jahrhundert oder um die Sinnlichkeit militärischer Bunkeranlagen.