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Selbstorganisation von Erwerbslosen in der Schweiz seit den 1970er Jahren bis heute: Politische Bewegung und individuelle Sicherungsnetzwerke
Third-party funded project
Project title Selbstorganisation von Erwerbslosen in der Schweiz seit den 1970er Jahren bis heute: Politische Bewegung und individuelle Sicherungsnetzwerke
Principal Investigator(s) Lengwiler, Martin
Project Members Zahn, Anina
Organisation / Research unit Departement Geschichte / Neuere Allgemeine Geschichte (Lengwiler)
Project start 01.01.2015
Probable end 31.12.2015
Status Completed
Abstract

Die Geschichte der Arbeitslosigkeit in der Schweiz ist bisher kaum erforscht worden, und in den wenigen Darstellungen, die vorliegen, ist der Fokus meist einseitig auf die aggregierten Daten und die Arbeitslosenkassen gerichtet. Das vorliegende Forschungsprojekt versucht den traditionellen Blick zu erweitern, indem es die Geschichte von Arbeitslosenkomitees untersucht. Diese entstanden parallel zur Einführung des Obligatoriums bei der Arbeitslosenversicherung Mitte der 1970er und hatten während der krisenhaften 1990er Jahren mit der Organisation von Demonstrationen und dem Gewinn eines Referendums gegen Leistungskürzungen ihren politischen Höhepunkt. Die Arbeitslosenkomitees konstituierten aber nicht nur eine politische Opposition gegenüber der staatlichen Arbeitslosenpolitik. Sie schufen Beratungsstrukturen und sogar Beschäftigungsprogramme, welche oftmals von staatlicher Seite subventioniert wurden.

Einerseits sollen die Sicherungsfunktionen von Arbeitslosenkomitees herausgearbeitet, andererseits die politischen Diskurse analysiert werden, die sich um diese Funktionen entspannten. Das Forschungsprojekt ist jedoch in einem breiteren Kontext eingebettet: Die Wechselwirkungen mit der staatlichen Arbeitslosenpolitik sollen ebenso erforscht und somit auch der Wandel der staatlichen sozialen Sicherheitsinstitutionen aufgezeigt werden. Ein zentrales Moment ist die Einführung der aktivierungspolitischen Massnahmen und deren Auswirkungen auf die Arbeitslosenkomitees. Die zu überprüfende These meines Forschungsprojektes ist, dass die Aktivierungspolitik zu einer Institutionalisierung von selbstorganisierten Strukturen und gegebenenfalls zu deren Indienstnahme führt. Der akteurszentrierte Ansatz meines Forschungsprojektes erlaubt – im Gegensatz zur bisher vorherrschenden institutionenzentrierten Perspektive in der Sozialstaatsforschung - eine breitere Sicht auf Arbeitslosigkeit und bezieht auch Langzeitarbeitslose und dauerhaft prekär Erwerbstätige mit ein. Mein Forschungsprojekt kann somit nicht nur die Entwicklung der Rolle von Privaten bei der sozialen Sicherung von Erwerbslosen aufzeigen, sondern bringt auch einen breiteren kulturellen Deutungsrahmen des Wandels der Erwerbsarbeit und des Begriffes der Sicherung zur Anwendung.

Methodisch stützt sich die Forschung auf eine quellenkritische Dokumentenanalyse von Quellen aus dem Schweizerischen Sozialarchiv (Zürcher Arbeitslosenkomitee) und Privatarchiven von Arbeitslosenkomitees in Basel, Lausanne, Genf, La-Chaux-de-Fonds und evtl. Neuenburg. Die Erforschung verschiedener Arbeitslosenkomitees aus der West- und Deutschschweiz erlaubt es, einen exemplarischen Vergleich von zwei Sprachregionen vorzunehmen. Die kultur- und sozialhistorische Analyse basiert auf soziologischen Thesen zum Wandel des Sozialen, der Erwerbsarbeit und der Einführung von Aktivierungsmassnahmen (Lessenich, 2008; Castel, 2000). Damit werden Aussagen über die gegenwärtige Lage und Praxis der Selbstorganisationen von Erwerbslosen ermöglicht.

Financed by Foundations and Associations
   

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27/04/2024