Bis zur Staatsgründung des modernen Israels im Jahr 1948 bestand die jüdische Bevölkerung
Palästinas fast ausschliesslich aus Einwander*innen aus Mittel- und Osteuropa, den
Aschkenasim, die Israel nach europäischem und zionistischem Vorbild formten. Als nach 1948 Misrachim nach Israel einwanderten, wurden diese aufgrund ihrer „orientalischen“ und der aus aschkenasischer Perspektive „primitiven“ Herkunft von der Mehrheitsgesellschaft abgelehnt.
Durch diese ethnische Problematik entstand eine innergesellschaftliche Kluft zwischen Aschkenasim und Misrachim, die durch eine deutlich negativ konnotierte Stereotypisierung gegenüber letzteren geprägt war.
Von diesem historischen Hintergrund ausgehend legt die Doktorarbeit ihren Fokus auf die
Fragen, ob und inwiefern die kulturellen Wurzeln für die dritte Generation misrachischer Schriftsteller*innen noch von Relevanz sind, auch innerhalb dieser Generation diese Kluft noch besteht, welche „Kategorien“ heute noch eine Rolle spielen und wie sich die
jüngere misrachische Generation selbst wahrnimmt bzw. definiert.
Um diese Fragestellungen zu bearbeiten, liegt der Fokus auf der Analyse der Lyrik ausgewählter Dichter*innen, den Darstellungen von „Mizrahiness“ und den Diskursen, die von diesen Schreibenden reproduziert, dekonstruiert oder miteinander und der Gesellschaft in den Dialog gesetzt werden. |