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Was ist wissenschaftliche Genauigkeit? Medien, Praktiken und Ideale der Exaktheit zwischen Natur- und Geisteswissenschaften
Third-party funded project
Project title Was ist wissenschaftliche Genauigkeit? Medien, Praktiken und Ideale der Exaktheit zwischen Natur- und Geisteswissenschaften
Principal Investigator(s) Krajewski, Markus
Organisation / Research unit Departement Künste, Medien, Philosophie / Medienwissenschaft (Krajewski)
Project start 01.10.2014
Probable end 30.09.2015
Status Completed
Abstract

Welchen Stellenwert besitzt Genauigkeit in der wissenschaftlichen Erkenntnisproduktion? Das Ziel dieses dezidiert interdisziplinären Forschungsprojekts samt seines internationalen Kooperationspartners (Columbia University, New York) besteht darin, die historische Entwicklung, theoretische Ausformung und praktische Wirksamkeit jener Verfahren zu analysieren, die unter der Massgabe von Genauigkeit jenseits der Natur- und Ingenieurswissenschaften die Erkenntnisgewinnung im künstlerischen, sozial- und geisteswissenschaftlichen Kontext formen. Die zentrale Frage lautet, wie je nach Fachdisziplin und Gegenstandsbereich eine spezifische Vorstellung von Genauigkeit den Weg der Erkenntnisfindung und Darstellungsweise bestimmt, in welchen Repräsentationen, Medien und Praktiken sie sich realisiert, um mittelbar die Resultate – Bilder, literarische Texte, ökonomische Prognosen – und nicht zuletzt die Methodenbildung der Disziplinen selbst zu modifizieren. Neben grundlegenden Konzept- und Begriffsklärungen gilt es, anhand von ausgewählten Fallgeschichten die Bedingungen und Heraus- bildungen von Kulturtechniken, Rhetoriken und Darstellungsweisen von Genauigkeit zu ergründen und zu analysieren, in welcher Weise sich die Vorstellungen eines ›exakten‹ Arbeitens auch zwischen den Disziplinen ähneln, worin sie differieren und wechselseitig aufeinander einwirken. Dass die ver- schiedenen künstlerischen, sozial- und geisteswissenschaftlichen Methodiken des Recherchierens, Lesens, Urteilens, Deutens, Beschreibens, Korrigierens, Produzierens, Narrativierens und Überarbeitens in ihrem Vollzug auf spezifische Vorstellungen von wissenschaftlicher Genauigkeit zurückgreifen, ist bis dato ebensowenig reflektiert worden wie die Rolle der Genauigkeit im geisteswissenschaftlichen Theoriewerkzeugkasten bis jetzt eingehend analysiert worden wäre.

Das Vorhaben setzt sich aus vier Forschungsteilen zusammen: Bild (Ralph Ubl), Schrift (Alexander Honold), Zahl (Monika Dommann) und Kulturtechniken (Markus Krajewski). Es ist entlang einer histo- rischen und einer systematischen Linie organisiert: Die historische Achse strukturiert die Rekonstruktion von Medien der Genauigkeit in den Sozial- und Geisteswissenschaften im zeitlichen Verlauf. Sie spannt den Bogen auf (von der griechischen ἀκρίβεια bis zur algorithmischen Präzision in den Digital Humani- ties), innerhalb dessen sich Ideale, Verfahren und Darstellungsformen exakter Wissensgenese einteilen lassen. Die systematische Achse liefert eine Differenzierung der einzelnen Prozesse und Handlungen, mit denen Genauigkeit in Methoden, Arbeitsabläufen und Forschungsroutinen gewonnen, gesichert und verifiziert wird. Die Forschungsteile widersetzen sich dabei sowohl einer einseitig anthropozen- trischen Zuschreibung exakten Arbeitens an das (genialische) Wissenschaftler- und Künstlersubjekt als auch einer rein technizistischen Begründung von Präzision mithilfe von Instrumenten. Vielmehr analysieren sie die medialen Praktiken, Darstellungsweisen und die erkenntnistheoretischen Ideale von Genauigkeit im Kontext von Bild, Schrift und Zahl mit einer historischen und systematischen Unter- suchung der sie herstellenden und anwendenden Kulturtechniken (wie beispielsweise Vergleichen, Korrigieren, Detaillieren, Klassifizieren, Kontrollieren, . . . ).

Ausgehend von dieser Matrix kulturell konstruierter Genauigkeit wird damit die Analyse einer epistemischen Tugend erstellt, die sich nicht nur an die Fachkollegen, sondern ebenso als Gesprächsan- gebot an die Naturwissenschaften richtet, um einen Beitrag zur Vermittlung zwischen den two cultures zu leisten und auch in diesem Bereich der Interdisziplinarität neue Forschungsfelder zu erschliessen. Das Vorhaben stösst in eine noch gänzlich unbearbeitete Richtung vor, indem es historisch und disziplinär differenzierte Begriffe, Dispositive und Denkfiguren von Genauigkeit dezidiert in den Sozial- und Geisteswissenschaften erforscht. Die Forschungsziele werden durch Workshops und Konferenzen, ambitionierte Publikationsvorhaben, ein Austauschprogramm mit dem Kooperationspartner in New York sowie durch eine entschiedene Nachwuchsförderung umgesetzt.

Financed by University of Basel
   

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23/04/2024