Anna Siemsen (1882 - 1951), die radikal-sozialistische deutsche Pädagogin, ist von der Erziehungsgeschichtsschreibung in ihren Ideen, Gedanken und Konzepten und in ihrem Wirken bislang kaum gewürdigt, ja übergangen worden. Diese Unterlassung, die gemessen an Siemsens umfangreichem publizistischem Oeuvre, ihren vielfältigen, gerade auch öffentlichkeitswirksamen Tätigkeiten in der Weimarer Republik und nach dem 2. Weltkrieg sowie angesichts ihrer wechselvollen Biographie dem Umstand geschuldet sein mag, dass sie – als Frau, Sozialistin, schliesslich als verfemte Publizistin und Exilantin (sie verlebte die Jahre 1933 bis 1946 in der Schweiz) – bis heute gleich mehrfach von Nichtbeachtung und Vergessen bedroht gewesen ist. Dieses Manko gilt leider auch für die Rezeptionsgeschichte der Reformpädagogik, in deren Darstellungen Siemsen allenfalls eine Randposition annimmt, obwohl Sie dem Bund Entschiedener Schulreformer nahegestanden, einige seiner Protagonisten gut gekannt und überdies mit den Vertretern einer radikalsozialistischen Schulerneuerung (z.B. E. Hoernle) hinsichtlich schulpädagogischer Reformen kooperiert hat.