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In der Psychoanalyse Freuds kommt der »Urszene« ein fragiler epistemischer Status zu. Als traumatischer Keim einer Neurose schwankt sie zwischen realem Ereignis, phylogenetisch vorstrukturierter Phantasie und Konstruktion des Therapeuten. Anhand der Fallstudie »Aus der Geschichte einer infantilen Neurose« rekonstruiert das Buch Freuds Argumente für und gegen den »Realwert« der Urszene. Es verbindet philosophische, wissenschaftsgeschichtliche und bildtheoretische Fragestellungen und weist nach, dass Freud neben den indirekten Beweisen für die Realität der Urszene eine Reihe von supplementären Verfahren zur Anwendung bringt, die darauf zielen, die Urszene direkt vor Augen zu stellen. Diese Verfahren treten als Erschließungsfiguren neben die Schlussfiguren der Indizienbeweise. Die Untersuchung berücksichtigt nicht nur die interne Struktur der freudschen Argumente und die Metaphern, deren sie sich bedienen, auch das materielle Arrangement der Erstpublikation und das Manuskript der Fallstudie werden erstmals zugänglich gemacht und einer detaillierten Analyse unterzogen.