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In Abständen, die in ihrer Unregelmäßigkeit schon fast wieder regelmäßig zu nennen wären, durchgeistern Meldungen die Medien, in denen oft sensationslüstern davon berichtet wird, dass Totgeglaubte plötzlich wiederauflebten. Geschichten vom unsicheren, von einem nur scheinbaren Tod, die es fallweise nötig machen, dass ausgestellte Todesdiagnosen dramatisch revidiert werden müssen, zirkulieren, wie dieses Projekt zeigen möchte, seit jeher. Narrative von zurückkehrenden Toten, ›Scheintod-Narrative‹ sind Ort einer ganz basalen gesellschaftlichen Selbstverständigung: Was sich jenseits des Todes befindet, ist unter gewöhnlichen Umständen nicht diskursivierbar, nicht kommunizierbar und nicht im eigentlichen Sinne ›wissbar‹. In Scheintod-Narrativen wird diese Grenze kollektiv-imaginär überschritten; die Erzählungen bestätigen ihre Undurchdringlichkeit – die letztgültige Unsagbarkeit, Unverhandelbarkeit und Unvorstellbarkeit des Todes – gerade darin, dass sie eine Ausnahme öffentlich zur Sprache bringen und deren singuläre Unerhörtheit novellistisch (heute mitunter: boulevardesk) betonen. Der positivistische Wille zum Wissen auch über die ›letzten Dinge‹ wird durch diese kulturell tradierten und immer wieder neu (und essenziell immer wieder als neu) erzählten Geschichten herausgefordert.